„War of Talents“, Arbeiterlosigkeit, Fachkräftemangel – Arbeitgeber müssen in der heutigen Zeit stärker denn je um die besten Talente am Markt kämpfen. Im Finanz- und Rechnungswesen bleibt rund jede zehnte Stelle unbesetzt, in anderen Fachbereichen ist die Lage noch prekärer.
Entsprechend liegt das Augenmerk vieler Unternehmen nicht mehr nur auf der Gewinnung neuer, sondern auch auf der Erhaltung bestehender Mitarbeitender.
Gleichzeitig nimmt aber auch die Wechselbereitschaft innerhalb der deutschen Bevölkerung konstant zu, wie verschiedene Studien zeigen.
Immer häufiger finden sich ArbeitnehmerInnen deshalb in der Situation wieder, nach erfolgter Kündigung ein Gegenangebot vom aktuellen Arbeitgeber vorgelegt zu bekommen.
Und stehen vor der Frage: Was jetzt? Bleiben oder gehen?
Hier einige Facts und Figures zum Thema Counter Offer: Circa 50 % der Kandidat:innen, die derzeit kündigen, erhalten ein Gegenangebot. Meist verbunden mit mehr Gehalt und/oder einer höheren Position.Von denen, die ein Gegenangebot vom Arbeitgeber angenommen haben, verlassen um die 80 % das Unternehmen innerhalb von 6 Monaten und nur 15 % bleiben länger als zwei weitere Jahre. Die Erfolgsbilanz ist also nicht sonderlich hoch.
50 % der Kandidat:innen, die ein Gegenangebot akzeptieren, sind sogar innerhalb der ersten 60 Tage wieder auf aktiv auf Stellensuche.Viele befragte Führungskräfte geben zudem an, das Vertrauen in Mitarbeitende zu verlieren, die bereits einmal gekündigt haben. Das kann zum Beispiel zu Benachteiligungen bei Beförderungsentscheidungen führen.
Häufig sind die Beweggründe für ein Gegenangebot arbeitgeberorientiert: Kosteneinsparung (Nachbesetzung, Trainings etc.), Wissensverlust, ein negativer Effekt auf das bestehende Team oder ein schlechtes Licht, das durch die Kündigung auf die Führungskraft geworfen wird.Auf den ersten Blick scheint es also wenig empfehlenswert, ein Gegenangebot anzunehmen. Natürlich gibt es auch Situationen, in denen durchaus einiges dafür spricht: Wenn durch das Gegenangebot alle Gründe für den Wechsel ausgehebelt werden können, spricht nichts dagegen, beim Arbeitgeber zu bleiben. Und auch Sicherheit ist ein großer Faktor für viele Arbeitnehmer.
Dennoch bleibt die Entscheidung individuell und nicht einfach. Im Zweifelsfall hilft es, zu reflektieren und Pro und Contras gegeneinander abzuwiegen.